Redebeitrag Demo NSU 11.07.

Liebe Genoss*innen
Wir sind die Gruppe Kritik und Subversion aus Hannover, organisiert im bundesweitem Bündnis Drift – feminist alliance for communism.
Bereits auf der Demo nach der Urteilsverkündung vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle eine lückenlose Aufklärung und Gerechtigkeit für die Betroffenen gefordert. Heute – ein Jahr – später müssen wir feststellen, dass wir von staatlicher Seite keine Unterstützung bei diesen Forderungen erwarten können.

Rechte Morde haben eine lange Tradition in Deutschland. Seit 1990 sind bereits knapp 200 Fälle erfasst und das weitere Potential ist groß: Rechtsextreme Gruppierungen bewaffnen sich, bilden sich aus und planen Hinrichtungen für den Tag X. Dies belegen die aktuellen Veröffentlichungen zum NSU 2.0, Walter Lübcke und Nordkreuz. Die Polizei ist bei diesen Thema nicht nur auf beiden Augen blind, oft sind Polizist*innen sogar selbst Teil dieser Zellen oder versorgen diese mit Informationen. Die immer wiederkehrenden Vergleiche von rechter und linker Gewalt dienen als Legitimation, sich nicht mit der Gefahr von Rechten zu befassen. Dabei zeigt sich wie unterschiedlich Polizei und Staat gegen Rechte und Linke vorgehen: Nach Teilnehmer*innen der G20 Proteste wird immer noch europaweit gefahndet, während Polizist*innen, die wegen rechten Straftaten aufgefallen, weiter im Amt bleiben und rechte Strukturen innerhalb staatlicher Institutionen totgeschwiegen und gedeckt werden.
Wir sagen: Keine Toleranz für faschistische Gewalt!

Natürlich freuen wir uns über jede ausgehobene rechte Terrorzelle. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass der Staat ein ambivalentes Verhältnis zum Rechtterrorismus hat. Den NSU hätte es ohne die finanzielle, personelle und informationelle Unterstützung durch den Verfassungsschutz SO nie gegeben. Zudem stehen am Ende von Ermittlungen stets die verwirrten Einzeltäter, wenn Behörden überhaupt mal ein rechtes Motiv erkennen können. Der Umgang mit den aktuellen Enttarnungen von Staatsbeamten (in Polizei, Bundeswehr, Staatsanwaltschaft, Verfassungsschutz etc.) als Angehörige oder Unterstützer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) verdeutlichen dieses strukturelle Problem: Die Fälle werden als Einzelfälle betitelt und damit die dahinterliegenden Strukturen geschützt.
Für uns steht fest: ein antifaschistisches Deutschland kann es nicht geben. Verfassungsschutz, Polizei und Deutschland abschaffen!

Logische Konsequenz ist für uns deshalb, dass es eine eigenständige antifaschistische Organisierung braucht. Dazu zählen Recherche, Öffentlichkeit und Schutz. Während staatliche Behörden sich mit ihrer Unfähigkeit zufrieden gaben, sind unabhängige antifaschistische Recherchen konsequenter und präziser. Das Wissen um rechte Strukturen und Pläne ermöglicht es ein öffentliches Bewusstsein für die Gefahr zu schaffen, die das Gewaltpotential von Nazis darstellt. Dazu gehören aber auch der effektive Schutz und Selbstschutz von allen, die von faschistischer Gewalt bedroht werden.
Daher: Support your local Antifa!

Um dahinter zu kommen, was eigentlich das Problem ist und dass Nazis nicht einfach nur dumm sind, braucht es ein Verständnis von Gesellschaft. Die gewaltsamen Ausbrüche sind Konsequenzen einer rassistischen Ideologie. Diese rassistische Ideologie steht in engem Zusammenhang mit der nationalen Form des Staates. Dieser deutsche Nationalstaat ist vorrangig um sich selbst bemüht und braucht ein überzeugtes nationales Kollektiv. Die Kriterien für „gute“ und „richtige“ Deutsche sind dabei nicht nur die Staatsangehörigkeit, sondern ebenso Loyalität und Rassismus. Diese Logik der Nützlichkeit von Menschen für die Nation entspringt dabei nicht einfach der Natur des Menschen. Dem zugrunde liegt der Kapitalismus mit seiner Konkurrenz zwischen Einzelnen und Nationen.
Wir stehen daher für eine Theorie der Gesellschaft, die Rassismus und Kapitalismus als menschenfeindliche Einrichtung der Welt bekämpft.

Nationalsozialistische und faschistische Strukturen funktionieren nach männerbündischen Prinzipien in denen Männer und Frauen sich gegenüber stehen. Das Ideal der männlichen Härte und Disziplin geht einher mit einer Abwertung von Weiblichkeit. Die faschistische Ideologie beinhaltet immer auch Antifeminismus bzw. den Kampf gegen das Aufbrechen der traditionellen Geschlechterrollen. Das rechte Familienbild ist geprägt durch den männlichen Familienvorstand und die weibliche Hausfrau, die für Haushalt und Kinder zuständig gemacht wird und für die nur eine untergeordnete Beteiligung an der Öffentlichkeit vorgesehen ist.
Wir stehen klar gegen Männerbünde, männliche Vorherrschaft und traditionelle Familienbilder. Für den Feminismus!

Call for participation Oder: Einladung, zur Konferenz des Bündnisses drift beizutragen

Call for participation
Oder: Einladung, zur Konferenz des Bündnisses drift beizutragen

Wenn wir uns anschauen, was in der Welt so abgeht, stellen wir fest, wie weit wir von einer Welt entfernt sind, in der alle nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten gut leben können.
Die FeindInnen der Emanzipation sammeln sich und drängen darauf, rassistische Ungleichheiten – meist durch die Ethnisierung sozialer Konflikte – zu verschärfen, Menschen einer rigiden Sexualmoral zu unterwerfen, ihnen ihre (fundamentalistischen) religiösen Dogmen aufzuzwingen und erkämpfte Arbeitsrechte zu beschneiden. Die unverstandenen Umwälzungen befeuern antisemitische Verschwörungsideologien. Der Stand der Dinge im beginnenden 21. Jahrhundert: Tagtäglich wird Leid produziert und werden Menschenleben ausgelöscht.

Als Bündnis drift* gehen wir in globaler Perspektive von einer Doppelbewegung der modernen Antimoderne aus: Nationalismus und Islamismus. Damit meinen wir, dass diese beiden kein Rückfall in vergangene Zeiten sind, sondern als ein Produkt der modernen gesellschaftlichen, kapitalistischen Verhältnisse zu verstehen sind, in denen wir leben.
Beide sind ideologische Reaktionen auf fetischisierte ökonomische und soziale Krisenerfahrungen in einem Kapitalismus, der sich seit einigen Jahrzehnten in einer strukturellen Verwertungskrise befindet. Dies drückt sich aus in einer technologischen Produktivkraftentwicklung, die statt auf die Verwirklichung von Glück ohne Arbeit, auf eine weitere Brutalisierung der globalen patriarchalen Herrschaftsverhältnisse drängt. Die Folge sind Verwilderung von Arbeitsverhältnissen, Massenarbeitslosigkeit, die Fragmentierung bürgerlicher Staatlichkeit in weiten Teilen der Welt, insbesondere im nahen und mittleren Osten und autoritäre Krisenbewältigung in den kapitalistischen Kernländern. Der politische Liberalismus befindet sich in einer tiefen Krise, die Attraktivität des autoritär vereinnahmten Marxismus hat längst das Zeitliche gesegnet. So sind politische Machtvakuen entstanden, die die FeindInnen der Emanzipation aktuell – mit einigem Erfolg – zu füllen trachten.
Vor allem aber sind Islamismus und völkische Rechte beide autoritäre Bewegungen, die sich in ihrer permanenten Bedrohung für Frauen und LGBTI*Q ähneln: Patriarchale Herrschaft ist ihre grundlegende Schnittmenge. Beide eint die Sehnsucht nach einer militarisierten und omnipotenten Männlichkeit, die Rhetorik des heroischen Kampfes sowie die Verachtung für die historischen Errungenschaften der verschiedenen Frauenbewegungen. Kurzum: Sie sind sich so ähnlich, obwohl sie einander so verachten.

Zugleich aber stellen wir fest: Es gibt eine Konjunktur der Auflehnung und des Widerstands. Auf der ganzen Welt finden starke feministische Proteste statt: Auf der Straße (Demos in Argentinien, Irland, Polen gegen Abtreibungsverbote, Proteste gegen Kopftuchzwang und Patriarchat im Iran, gegen homophobe FamilienfanatikerInnen der manif pour tous in Frankreich etc.) und an anderen Orten der Öffentlichkeit (Internetkampagnen wie #metoo) und es kommt zu vielversprechenden juristischen Auseinandersetzungen (seit letztem Sommer ist endlich auch in Deutschland die Homo-Ehe möglich, im Personenstand wird bald ein drittes Geschlecht eintragbar sein und der §219a wird – wahrscheinlich – in seiner jetzigen Form gekippt werden).

Unsere Einschätzung: Die stärkste Kraft, die gerade vehement für eine Gesellschaft eintritt, in der alle ohne Angst verschieden sein können, ist der Feminismus. Wir sagen: Feminismus ist gerade der einzige wirksame Hebel, um den regressiven Vergemeinschaftsideologien entgegen zu treten!

Im Herbst werden wir eine dreitägige Konferenz veranstalten, um unterschiedliche linke Feminist*innen zusammenzubringen und neue inhaltliche und strategische Perspektiven zu entwickeln. Dabei wollen wir euch zunächst einladen, mit uns unsere Position zu diskutieren. Am zweiten Tag wird es Vorträge und Workshops geben. Am dritten Tag wollen wir uns über praktische Perspektiven austauschen, wobei verschiedene Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen ihre Ansätze vorstellen. Außerdem soll es eine Podiums-Abschlussveranstaltung geben.

Wir wollen auf der Konferenz gegenseitig von Erfahrungen, unterschiedlichem Wissen und strategischen Perspektiven lernen und denken, dass das nur funktioniert, wenn wir Theorie und Praxis zusammen denken. Deswegen wollen wir Leute zusammenbringen und Vernetzung ermöglichen.

Für dieses Vorhaben wollen wir etwas ausprobieren: Wir möchten versuchen, dass auch Leute, die wir bislang nicht kennen, mit Beiträgen vertreten sind. Deswegen laden wir alle ein, die Interesse an Feminismus als Gesellschaftskritik haben! Wir wollen explizit verschiedene Leute ansprechen, die sich in ihrer Politgruppe, in ihrer Lohnarbeit, in ihrem Studium, in ihrer Gewerkschaft, in ihrer Initiative, in ihrer Stadtteilgruppe etc. mit den Themen Geschlechterverhältnis, Islamismus und/ oder völkische Rechte (und ihren Überschneidungen) auseinandergesetzt haben: Wir können nur weiterkommen, wenn wir feministisch miteinander streiten. Das heißt auch: Raus aus der Comfort Zone!

Wir würden uns über Beiträge zu folgenden Themen sehr freuen:
• feministische Kapitalismuskritik
• Religionskritik
• Homophobie/ Transfeindlichkeit
• Zugriff auf Körper von Frauen/ Körperpolitik (z.B. Abtreibungskämpfe)
• Verschränkungen von Antisemitismus/ Rassismus und Geschlechterverhältnis
• Antifeminismus als Schnittmenge von völkischen und fundamentalistischen Bewegungen (und Rest der Gesellschaft)
• Frauen als Akteurinnen der völkischen Rechten/ des Islamismus
• Geschlechterpolitik der völkischen Rechten
• Sexualitätsvorstellungen in der völkischen Rechten/ im Islamismus
• feministische Allianzen/ Bündnisperspektiven gegen Islamismus, völkischen Nationalismus, religiösen/ christlichen Fundamentalismus
• praktische Politik gegen Rassismus/ Islamismus/ rechte Gewalt/ Antisemitismus etc.

Wir wollen insbesondere Frauen dazu anregen, Beiträge einzusenden. Wir freuen uns über Recherche-Beträge, in denen es um Netzwerke geht ebenso wie über theoretische Inputs. Gerne hätten wir auch Vorträge mit internationalen Bezügen! Wir wünschen uns, dass die Referent*innen sich grundsätzlich für praktische Politik interessieren.
Vorgesehen ist, dass Beiträge divers, z.B. als Vorträge und Workshops aber auch als Ausstellungen oder Dokumentarfilm-Vorführungen, gestaltet werden können. Vorträge und Workshops sollen einen Umfang von einer halben Stunde bis zu zwei Stunden haben. Bitte schreibt uns bis zum 30.08.2018 an konferenz-anmeldung@feministdrift.org auf einer halben bis einer Seite, was ihr vortragen/ vorstellen wollt. Gerne hätten wir noch ein paar Angaben zu eurem politischen Background, also z.B. dem Zusammenschluss, in dem ihr aktiv seid. Die Konferenz soll am 09.11 bis 11.11.2018 in Marburg stattfinden. Fahrtkosten für Referent*innen können wir übernehmen.

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* Wir als Bündnis drift – feminist alliance for communism haben uns zusammengeschlossen, um innerhalb feministischer und queerer Bewegungen eine bestimmte Strömung stark zu machen: feministische Gesellschaftskritik. Diese verstehen wir so, dass sie eine Umwälzung der herrschenden Verhältnisse zum Ziel hat, die auf die Befreiung aller Menschen abhebt und bis dahin immer eine emanzipatorische Perspektive im Hier und Jetzt stark macht. Uns geht es um eine Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse insgesamt, darum, das Kapitalverhältnis, Religion und Nationalstaat zu überwinden: Wir wollen eine Welt, in der der Mensch kein erniedrigtes, geknechtetes, verlassenes und verächtliches Wesen ist.

Staat. Staatsfragen – Einführung in materialistische Staatskritik

Diskussionsveranstaltung mit Moritz Zeiler am Freitag, 13.04.2018, 20:00 Uhr. UJZ Kornstraße, Kornstraße 28-30, 30167 Hannover

Tagesseminar mit Moritz Zeiler am Samstag, 14.04.2018, 10:00 – 18:00 Uhr. Elchkeller, Am Schneiderberg 50, 30167 Hannover

Die Analysen des Staates gehen in der Linken weit auseinander. Das Spektrum der Interpretationen reicht von der Idealisierung bis zur Dämonisierung, die politischen Forderungen von der Übernahme des Staates bis zu seiner Abschaffung. Während der Staat für die einen als Garant des Allgemeinwohls gilt, betrachten ihn andere als das Instrument der kapitalistischen Klassenherrschaft und wieder andere sehen in ihm das Terrain sozialer Kämpfe. In seiner Einführung präsentiert Moritz Zeiler die zentralen Thesen marxistischer Theorie zum Staat: Die fragmentarischen Überlegungen bei Marx und Engels, die instrumentelle Staatstheorie bei Lenin, die Hegemonietheorien des Westlichen Marxismus von Gramsci, Althusser und Poulantzas sowie die Analysen von Paschukanis zum Verhältnis von Warenform, Rechtsform und Staatsform und später daran anknüpfende Arbeiten von Agnoli, Hirsch, Holloway und anderen. Zuletzt wird diskutiert, dass die Linke kein Monopol auf die Kritik des bürgerlichen Staates besitzt. Angriffe auf bürgerliche Rechte und parlamentarische Demokratie aus konservativen bis faschistischen Kreisen sind keine reinen Krisenphänomene, sondern stellen die Linke permanent vor Herausforderungen. Der Schwerpunkt des Tagesseminars wird zum einen auf den Überlegungen zum Staat bei Marx liegen. Zum anderen werden verschiedene Arbeiten der Neuen Linken wie von Poulantzas und Holloway vorgestellt. Ausgewählte kurze Textpassagen werden gemeinsam gelesen und diskutiert.

Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Veröffentlichungen: Materialistische Staatskritik. Eine Einführung, Stuttgart 2017 sowie zusammen mit associazione delle talpe Herausgabe der Textsammlung Staatsfragen. Einführungen in die materialistische Staatskritik, Berlin 2009.

Anmeldung für das Seminar bitte unter anmeldung@rls-nds.de

Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe zu Aspekten Marxscher Kritik der politischen Ökonomie:

Jan Hoff: Emanzipation / 23.-24.02.2018
Valeria Bruschi/Anne Steckner: Reproduktion / 10.-11.03.2018
Anne-Kathrin Krug/Jakob Graf: Krise / 23.-24.03.2018
Moritz Zeiler: Staat / 13.-14.04.2018

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Niedersachsen in Kooperation mit Kritik und Subversion Hannover und AStA Universität Hannover.

Reproduktion. (Ge)Schlechte(r) Ökonomie?! Einführung in feministische Kapitalismuskritik und Perspektiven der Befreiung.

Seminar mit Anne Steckner und Valeria Bruschi

Frauen können Kanzlerin oder Verteidigungsministerin werden, Schwule Außenminister oder Bürgermeister. Familien kriegen Elterngeld, Kitas werden ausgebaut, die Frauenerwerbsquote ist gestiegen, die Ehe für Alle ist durch. Also alles paletti in Sachen Geschlechtergerechtigkeit? Kommt drauf an, wohin man den Blick richtet und welche Vorstellungen mit einer geschlechtergerechten Gesellschaft verbunden sind. Hierzu müssen wir uns in die Eingeweide des Kapitalismus begeben: Warum werden nur bezahlte Tätigkeiten als „Arbeit“ betrachtet und bewertet, wessen Arbeit bleibt unsichtbar? Welche Geschlechterarrangements produziert die bürgerliche Arbeitsteilung? Wie konnte die heterosexuelle Kleinfamilie ihren Siegeszug antreten und viele Ehefrauen lange Zeit ausschließlich an Kinder und Küche binden? Wie hängen Kämpfe um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, um mehr Personal in Pflegeberufen oder ums Grundeinkommen mit den Beziehungen der Geschlechter zusammen? Warum bedeutet Emanzipation für viele vor allem Stress, alles unter einen Hut zu kriegen? Wie kommt es, dass Migrantinnen aus Osteuropa oder dem globalen Süden ihre Arbeitskraft weit weg von Freunden und Familie feilbieten und somit Frauen (und Männern) hierzulande den Rücken freihalten? All diese Fragen berühren Geschlechterverhältnisse – als Produktionsverhältnisse. In einem ersten Einstieg werden wir uns anschauen, wie alles miteinander verwoben ist, welche unterschiedlichen Kämpfe Frauen, Lesben und Queers führ(t)en und wie feministische Alternativen für eine Ökonomieaussehen, in der alle Tätigkeiten, Identitäten und Bedürfnisse zu ihrem Recht kommen. Als Teamerinnen haben wir Anne Steckner und Valeria Bruschi aus Berlin eingeladen.

Anne ist im Bereich Strategie und Grundsatzfragen der LINKEN tätig und macht seit vielen Jahren politische Bildungsarbeit. Valeria gibt bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Lesekreise zum Kapital von Karl Marx und macht Veranstaltungen zur Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie. Beide sind Mutter eines kleinen Kindes.

Anmeldung für das Seminar bitte unter anmeldung@rls-nds.de

Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe zu Aspekten Marxscher Kritik der politischen Ökonomie:

Jan Hoff: Emanzipation / 23.-24.02.2018
Valeria Bruschi/Anne Steckner: Reproduktion / 10.-11.03.2018
Anne-Kathrin Krug/Jakob Graf: Krise / 23.-24.03.2018
Moritz Zeiler: Staat / 13.-14.04.2018

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen in Kooperation mit Kritik und Subversion Hannover, AStA Uni Hannover und dem Autonomes Feministisches Kollektiv. Das Seminar ist ein Beitrag zur Reihe Let’s push feminism forward!

Demonstration am Vorabend des AfD Bundesparteitages

Gegen die autoritäre Formierung der Gesellschaft
Antifaschistisch. Feministisch. Linksradikal.

Wir rufen dazu auf mit uns am 01. Dezember gegen die autoritäre Formierung dieser Gesellschaft auf die Straße zu gehen und am 02. Dezember die Politik der AfD anzugreifen!

Getrieben von der großen Koalition aus CDU und SPD ist in den letzten Jahren offener Autoritarismus wieder salonfähig geworden. Die rassistische Verhandlung von Migrationsbewegungen nach Europa in der deutschen Öffentlichkeit. Die Abschaffung des Streikrechts durch das, unter dem Beifall der Gewerkschaften verabschiedete, Tarifeinheitsgesetz. Die rechtswidrige Aushebelung von Grundrechten während des G20 Gipfels in Hamburg unter Aufsicht eines rot-grünen Senats. Sowie die anschließende mediale Inszenierung einer geschlossenen „Volksfront“ gegen „Linksextremismus“ zur Legitimation staatlicher Repression. Die zunehmend repressive nationalstaatliche Bevölkerungspolitik mit ihrem besonders gewaltförmigen Herrschafts- und Verwertungsanspruch gegenüber Frauen*. Oder die tödliche Gewalt der deutschen Außenpolitik zwischen Grenzregimen und Expansion sind neben vielem Anderen Ausdruck der aktuellen autoritären Zuspitzung.

Die AfD und ihr Parteitag sind Symbol und Symptom, ihr Erfolg aber ebenso Produkt jener mehrheitsfähigen Verhältnisse, die von diesem Staat und seinen Fans zu verantworten sind und derzeit noch von Union und SPD verwaltet werden. Wir nehmen daher den Parteitag der AfD zum Anlass, gegen diese Verhältnisse aufzubegehren.

Wir wollen die Einschränkung von Politik auf einen mörderisch autoritären Neoliberalismus nicht unwidersprochen lassen!

Die Wahl zwischen einem Kapitalismus wahlweise völkisch-nationalistischer oder transnational-bürokratischer Prägung ist keine. Die Idee von „Alternativlosigkeit“ ist immer schon Ausdruck autoritärer Herrschaft und nie Notwendigkeit.

Die autoritäre Formierung von Herrschaft gilt es zu bekämpfen. „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll von der AfD schweigen!“, ist maßgeblich für unsere politische Praxis. Wir wenden uns gegen alle, die die gegenwärtigen Verhältnisse verantworten, deren Aufrechterhaltung und kontinuierliche Verschlimmerung verwalten und vorantreiben.
Durch ein konsequentes und unversöhnliches Vorgehen gegen die Faschist*innen von der AfD und ihre Freund*innen. Durch die Aufklärung über die Legitimationslügen von CDU und Co. und der Vermittlung von Wissen und Erfahrungen (einer besseren Alternative für alle) um diese zu durchschauen. Und durch den Aufbau von Organisationen und Strukturen die der autoritären Formierung etwas entgegensetzen können.

Weil wir keine Angst haben, gegen diese Zustände zu kämpfen und weil wir nicht weiter in einer Welt leben wollen, in der menschliches Handeln von der Angst im Elend zu verrecken getrieben wird, gilt auch weiterhin: kein Frieden mit Mördern, kein Frieden diesen Zuständen!

Antifa Infamous Fast Forward Hannover  /  Avanzata Radicale  /  Kritik und Subversion Hannover  /  LUH_contra


LINKSRADIKALE VORABENDDEMO ZUM AFD-BUNDESPARTEITAG

Goseriede, Hannover – Freitag, 01.12.2017 um 19.00 Uhr
Facebook: www.facebook.com/events/1941754092745034
Weiter Infos: www.keineangst.blogsport.eu

Veranstaltungsreihe: 100 Jahre Oktoberrevolution

Neben dem Jubiläum des Ersten Bandes des Kapitals findet dieses Jahr ein weiterer Jahrestag statt, der innerhalb linker Strukturen einen großen – meist wenig emanzipatorischen – Bezugspunkt darstellt: Die Oktoberrevolution 1917.

In der heutigen Geschichtsschreibung ist die Gleichung „Kommunismus = Bolschewismus und/oder Stalinismus“ meist ein festgeschriebenes Gesetz. Der Begriff Kommunismus wird so mit Gewalt und Terror assoziiert und stehe, so bürgerliche bis hin zu faschistischen Stimmen, der Freiheit per se entgegen. Die freie Marktwirtschaft komme hingegen ohne Gewalt aus und wird, nicht erst seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, als alternativlos dargestellt. Bei der Darstellung vermeintlich „kommunistischer“ Staaten, wie der Sowjetunion oder der DDR, geht es vielmehr um eine Abhandlung des Extremismusmodells und um Propaganda gegen den sogenannten „Linksextremismus“, als um die Erklärung, Analyse und Kritik stalinistischer (Staats-)Gewalt und Herrschaft.

Diese begann auch nicht erst mit der Oktoberrevolution, sondern hatte ihren Ursprung bereits in den theoretischen Fehlananahmen des traditionellen Marxismus. Um diese zu ergründen muss eine sich als emanzipativ verstehende Linke ihren kritischen Blick auf die eigene Geschichte und die eigenen Kämpfe richten. Dieser Blick ist untrennbar mit den verschütteten Theoretiker_innen verbunden, die mit ihren scharfen Analysen autoritäre Potenziale in der Theorie und Praxis der Bolschewiki früh erkannten und sichtbar machten. Es sind Menschen wie Emma Goldmann, Alexander Berkman, Aaron und Isaak Steinberg oder auch Rosa Luxemburg, die uns einen Einblick in diese revolutionären Prozesse bieten, abseits stalinistischer Geschichtsfälschung und bürgerlicher Ideologie. Sie hielten, trotz der sich abzeichnenden und immer klarer werden autoritären Okkupation der Oktoberrevolution, stets an einer Notwendigkeit radikaler Befreiung fest. Diese radikale Befreiung kann jedoch nicht erfolgreich sein, ohne eine Reflexion darüber, wozu Menschen unter Herrschaft und Unfreiheit fähig sind. Insbesondere in revolutionären Zeiten und unter dem Banner der Revolution.
Auch mit Blick auf ein Wiederaufleben von traditionellen Marx-Lesarten in autonomer Organisierung, die in die Herrschaftsaffirmation des Realsozialismus führten und münden, erscheint es uns notwendig, die links-autoritären Fehlentwicklungen in der Oktoberrevolution zu analysieren, zu kritisieren und uns ihren Apologet_innen und Wiedergänger_innen entgegenzustellen.

Daher stellen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und der SJD – Die Falken Bezirk Hannover eine Veranstaltungsreihe auf die Beine:

Zu Beginn richtet Jörn Schüttrumpf den Blick auf die 1918 in der Stuttgarter Zeitschrift „Der Sozialdemokrat“ geführten Debatte über die Oktoberrevolution. Anhand dieser lassen sich der Verlauf und die Rezeption der Oktoberrevolution in der deutschen Linken aufzeigen, die auch Rosa Luxemburgs Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus prägte und sie dazu veranlasste, sich kritisch mit dieser auseinanderzusetzen. Der Vortrag findet am 18.10. um 20 Uhr im UJZ Korn statt.

Darauf folgend zeigt Hendrik Wallat, anhand des vergessenen linken Intellektuellen Aaron Steinberg, die Bandbreite von Bolschewismuskritik. Im Gegensatz zu den oben genannten bürgerlichen Ideolog_innen ist Steinbergs Motivation für die Kritik des Bolschewismus jedoch eine, deren Ausgangspunkt die vom jüdischen Messianismus geprägte Vorstellung von universeller Befreiung und sozialer Revolution ist. Somit wird auch die spezifische Verbindung von Religion und Politik bei ihm Thema sein. Der Vortrag findet am 22.11. um 18 Uhr im Elchkeller statt.

Alexander Berkram und Emma Goldman wurden 1920 mit 247 weiteren politischen Gefangenen aus den USA in die junge Sowjetunion abgeschoben. Neben einer kurz andauernden Phase der Euphorie und Hoffnung, schlug diese nach der Niederschlagung des Kronstädter Aufstands schnell in Ernüchterung über die autoritäre Wende der Revolution um. Über die Kritik der Beiden an dieser autoritären Wende referiert Bini Adamczak am 13.12. um 20 Uhr im UJZ Korn anhand ihres gleichzeitig erscheinenden Buches.

Über die Dauer des Wintersemsters 2017/2018 wird Hendrik Wallat die Kritik am Bolschewismus in einer autonomen Vorlesung vertiefend weiterführen. Beleuchtet werden soll, neben den schon erwähnten Theoretiker_innen, auch die Vielzahl von Autor_innen, die im linken Gedächtnis in Vergessenheit geraten sind, um nicht zuletzt die Erinnerung an die Notwendigkeit von Befreiung wachzuhalten. Ab Mittwoch den 18.10. von 16-18 Uhr im Elchkeller.

Ankündigung drift – feminist alliance for communism

Wir haben uns als Bündnis drift – feminist alliance for communism zusammengeschlossen, um für eine radikale feministische und queere Gesellschaftskritik zu streiten. Wir, das sind Gruppen und politische Zusammenhänge aus Göttingen, Hamburg, Hannover, Jena, Kassel, Leipzig und Marburg. Der Bündnisname drift steht unter anderem dafür, dass wir innerhalb der feministischen und queeren Bewegung eine bestimmte Strömung stark machen wollen: radikale Gesellschaftskritik. Diese verstehen wir so, dass sie eine Umwälzung der herrschenden Verhältnisse zum Ziel hat, die auf die Befreiung aller Menschen abhebt und bis dahin immer eine emanzipatorische Perspektive im Hier und Jetzt stark macht. Diese Kritik ist unabdingbar gegen das gerichtet, was wir als Doppelbewegung der modernen Antimoderne bezeichnen. Damit meinen wir das Erstarken von Islamismus und Nationalismus, die beide patriarchale Vergemeinschaftungsideologien sind. Sie geben sich kapitalismuskritisch, stützen dabei aber die Aufrechterhaltung kapitalistischer Ausbeutungsverhältnisse. Der instrumentellen Vernunft entsprechend, bedienen sie sich moderner Mittel, wie Waffen­ und Informationstechnologien, um gegen die Freiheitsversprechen der Moderne vorzugehen.

Ob die Massenproteste gegen die katholisch-­erzkonservative polnische Regierung, die Demonstrationen gegen die homophoben französischen FamilienfanatikerInnen, die feministischen Aktionen gegen die autokratische Herrschaft der AKP in der Türkei – als feministische Kommunist_innen und kommunistische Feminist_innen sind wir solidarisch mit Kämpfen, die sich weltweit gegen diesen Autoritarismus und seinen Antifeminismus richten.

• Wir gehen gegen regressive Familienpolitiken vor. Nationalstaatliche Bevölkerungspolitik und religiöse Familienfantasien gehören auf den Müllhaufen der Geschichte!

• Wir streiten weiter für die Legalisierung von Abtreibung. Niemand – kein Staat, keine Familie und kein Partner – hat das Recht, über die Körper von Frauen* zu verfügen!

• Wir bekämpfen jede Gewalt gegen Frauen*! Schluss mit patriarchalen Familienstrukturen, misogynen Unterwerfungsfantasien und rape culture!

• Unser Ziel ist die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen*. Regressive Mythen, Klischees und rigide Sexualmoral entmachten!

• Im Sinne einer queeren Gesellschaftskritik treiben wir eine radikale Liberalisierung der Geschlechter­ und Sexualpolitik voran.

• Wir bekämpfen Homophobie. Wir wenden uns gegen jegliche Verfolgung, Ausgrenzung, Diskriminierung von Lesben, Schwulen und anderen Queers!

• Wir richten uns gegen Inter­ und Transfeindschaft! Wir wenden uns gegen die Nichtanerkennung, die Verfolgung und den Hass auf die, die in der zweigeschlechtlichen Ordnung nicht aufgehen.

Uns geht es dabei immer um eine Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse insgesamt. Sie sind es, die die Kategorie Geschlecht erst hervorbringen – grundlegend verknüpft mit dem Kapitalverhältnis, mit der Nation, mit religiösen Vorstellungen und dem Staat. Wir wollen eine Gesellschaft – überall auf der Welt –, die nicht auf Ausbeutung und Verwertungslogik basiert und damit tagtäglich Leid produziert. Stattdessen wollen wir eine Gesellschaft, die auf der Assoziation freier Individuen beruht. Wir wollen eine Gesellschaft, in der alle Menschen ohne Angst verschieden sein können!

Antifeministische, homophobe oder transfeindliche Angriffe und Anfeindungen sind bitterer Alltag. Oft haben sie derzeit einen (völkisch) nationalistischen oder islamistischen Hintergrund. Beide Ideologien wenden sich gegen die historischen Errungenschaften der verschiedenen Frauenbewegungen. Beiden geht es darum, eine regressive Sexualmoral zu festigen. Beide kultivieren Männlichkeitsbilder der Stärke, propagieren den männlichen Körper als Waffe und bemühen eine Rhetorik des unermüdlichen heroischen Kampfes. Beide betreiben eine Abwertung von Frauen* und wollen den rigiden Zugriff auf weibliche Körper. Deswegen hassen sie sexuelle Lust, Perversion und (queere) Uneindeutigkeit – also alles was nicht zu ihrer patriarchalen Sexualmoral passt.

Wir denken Nationalismus und Islamismus sind autoritäre Bewegungen. Das sind sie auch deshalb, weil sie sich permanent bedroht fühlen und deswegen einen paranoiden Abwehrkampf führen. Sie sind getrieben von einer Angst, die eigene Identität und die damit verbundene Herrschaft zu verlieren. Diese Wahrnehmung rührt aus einer unverstandenen ökonomischen und sozialen Krisenerfahrung. Das geschieht einerseits durch die Fehlbearbeitung aktueller globaler Verwerfungen. Andererseits fühlen sie sich durch Liberalisierungserfolge der letzten Jahrzehnte, die zum Beispiel antirassistische, feministische und queere Bewegungen errungen haben, zutiefst verunsichert. Auf diese empfundene Ohnmacht reagieren sie mit Allmachtsfantasien und Aggressionen, die sich in Antifeminismus und Antisemitismus, in Rassismus und Sozialchauvinismus ausdrücken.

Dass der Nationalismus erstarkt, zeigt sich global und in Europa gerade allzu deutlich. Er drückt sich aus in den Wahlerfolgen rechtsextremer Parteien vom französischen Front National über die deutsche AfD bis hin zur ungarischen Fidesz­Partei. Auch auf der Straße, in Bürgerinitiativen und anderen Netzwerken ist ein nationalistisches Klima bemerkbar. Der Aufschwung nationalistischer Kräfte geht derzeit einher mit einem neuen Selbstbewusstsein christlicher FundamentalistInnen, die sich Seite an Seite mit Anti­Genderismus­ VerschwörungsideologInnen an der nationalistischen Bewegung beteiligen. Oft kommt der Nationalismus auch in seiner völkischen Variante daher, bestimmt die Nation ethnisch und ist damit offen rassistisch und antisemitisch. Es vergeht in Deutschland momentan kein Tag ohne rassistischen Anschlag oder Übergriff.

An aktuelle Mobilisierungen und Kampagnen gegen die (völkische) Rechte wollen wir mit einer feministischen Gesellschaftskritik anknüpfen und deutlich machen: Eine grundsätzliche Kritik des Nationalismus braucht einen starken und radikalen Feminismus!

Wie nah sich Nationalismus und Islamismus stehen, zeigt sich aktuell in der Türkei, in der eine autokratische Regierung gemeinsam mit anderen islamistischen Organisationen ihren nationalistischen Herrschaftsanspruch gewaltsam durchsetzt. Dabei stützt sie sich auf Organisationen wie die Grauen Wölfe, deren Ableger auch in anderen Ländern aktiv sind. In ganz Europa weiten konservativ religiöse und nationalistische Interessenverbände ihren Einflussbereich, vor allem in sozialen und kulturellen Belangen, aus. Besonders betroffen davon sind linke Türk_innen und Kurd_innen. Aber auch andere islamistische AkteurInnen wie salafistische Gruppierungen und Strömungen versuchen ihren Einfluss auf Verbände, Familien und Nachbarschaften auszubauen. Innerhalb dieser spielen Frauen eine zentrale Rolle, indem sie maßgeblich zur Fundamentalisierung ihres sozialen Umfelds beitragen und als Multiplikatorinnen islamistischer Ideologie wirken. Darüber hinaus sind tausende junge Männer, darunter auch viele Konvertiten, von Westeuropa und anderen Orten aus nach Syrien und in den Irak gereist, um am „großen Krieg“ teilnehmen zu können und ihre Fantasien von Kalifat, Geschlechtertrennung und Abenteuer Realität werden zu lassen. Andere begehen in ihren Heimatländern und Nachbarstaaten in Europa blutige Anschläge.

Seit Jahrzehnten setzen sich Feminist_innen und Kommunist_innen mit dem Phänomen des Islamismus auseinander, nur wenige aber übersetzen ihre Kritik bewusst in eine politische Agenda, aus Sorge, sie könnten damit rassistische Stereotype bedienen oder zum Angriffsziel von IslamistInnen werden. Wir halten es für notwendig, den Islamismus für seinen Antiliberalismus, Antifeminismus und Antikommunismus radikal zu kritisieren!

Wir wollen eine Gesellschaft, in der alle ohne Angst verschieden sein können. Islamismus und Nationalismus stehen dem unvereinbar gegenüber: Während IslamistInnen sich eine reine Gemeinschaft der Gläubigen wünschen, ersehnen sich NationalistInnen eine homogene Volksgemeinschaft – somit vertreten sie beide eine menschenverachtende Ideologie der Ungleichheit. Ihr Hass auf individuelle Freiheit und das gemeinsame Glück jede_r Einzelnen führt dazu, dass sie emanzipatorische Bewegungen und deren Errungenschaften sowie uns selbst als Kommunist_innen und Linke angreifen. Diesem Kampf müssen wir uns stellen, gemeinsam und entschlossen.

Für eine radikale feministische Gesellschaftskritik gegen (völkischen) Nationalismus und Islamismus.
Fight nationalism! Fight islamism!

drift, September 2017

Veranstaltung: Von grünen und grauen Wölfen.

Von grünen und grauen Wölfen. Über das Verhältnis von Nationalismus & Islamismus in der Türkei und die aktuelle Situation.

 „Als wir auf diesen Weg aufgebrochen sind“, so Recep Tayyip Erdoğan unlängst, „haben wir das Leichentuch angelegt“. Dieser Märtyrerkitisch ist die Propaganda, die gefällt – das Sterben als Ehre überlässt Recep Tayyip, bescheiden wie er ist, natürlich den Anderen. „Befehle es und wir töten, befehle es und wir sterben“, so die notorische Unterwerfungsgeste von Erdoğans Brüllvieh und die Drohung an jene, die den Staat missachten. Was nicht heißen muss, dass aus der Türkei mehr Todessüchtige in die syrische Hölle ausreisten als etwa aus Mönchengladbach oder Dinslaken. Die Verherrlichung des Todes und der Rache ist der Eid auf den Staat dieser kollektiven Bestie. Sie fungiert als kollektive Triebunterdrückung und Drohung mit der Enthemmung. Gegner der Muslimbrüder kontern diesen Todeskult mit Rufen wie „Wider den Hass es lebe das Leben“ (Nefrete inat yaşasın hayat) oder – feministisch und zugleich auf kurdisch – „Frau – Leben – Freiheit“ (Jin Jiyan Azadî). Zwischen Lebensbejahung und Todeskult verläuft die Front der türkischen Katastrophe. „Kampf – Jihad – Märtyrertod“ (Cenk – cihat – şehadet), rief Erdoğans Brüllvieh am späten Abend des 16. Aprils, dem Tag der Manipulation in die Legalität der Diktatur. Sie feierten den Tod. In den Wochen vor dem Referendum über die einschneidende Verfassungsänderung schien bei einigen die Resignation durchbrochen zu sein.

Nach eineinhalb Jahren zwangsverordneter Grabesruhe eroberten am 8. März Tausende von Frauen die Istanbuler İstiklâl Caddesi nahe Taksim. Die häufigsten Slogans waren „Frau – Leben – Freiheit“ und „Frauen sagen Nein“. Die Resignation und Desillusionierung sind nach dem 16. April noch nicht ganz wieder einkehrt. Noch am späten Abend des 16. Aprils kamen vor allem junge Menschen in Istanbul, Ankara, Izmir und anderswo auf die Straße. Ihre Rufe erinnern an die rebellischen Tage des Jahres 2013: Boyun eğme, „Beugt euch nicht“. Yeni Şafak, eine der Propagandaschleudern der Muslimbrüder, droht indessen, dass vom Staat die Proteste, die denen um den Gezi Park im Jahr 2013 ähneln, wie der gescheiterte Militärcoup am 15. Juli als Intrige von außen verstanden werden. Mit einer ähnlichen Begründung wurden soeben die ersten Protestierenden der vergangenen Tage in Polizeihaft genommen. Sie sind wahrlich alleingelassen.

Über die Konstellationen der türkischen Katastrophenpolitik, die ideologische Verzahnung von Rasse, Religion und Märtyrerkult sowie die Residuen individueller und kollektiver Widerstände hiergegen spricht Danyal Casar, Autor von Cosmoproletarian Solidarity, Konkret, der Jungle World und Sans Phrase.

27.6.2017 //19:00//UjZ Korn

In Kooperation mit der YXK Hannover.

 

Weitere Veranstaltungen im Rahmen des festival contre le racisme.

Veranstaltungsreihe: Shut down the logistics of capital!

In Vorbereitung auf die anstehenden Proteste gegen den diesjährigen G20-Gipfel in Hamburg organisieren wir gemeinsam mit den Genoss_innen von Fast Forward Hannover zwei Veranstaltungen, die thematisch auf die geplante symbolische Hafenblockade verweisen. Während Heide Gerstenberger den Fokus auf Arbeitsbedingungen bei Schiffahrtsunternehmen im heutigen postfordistischen Kapitalismus legt, widmet sich eine Person der Gruppe TOP B3RLIN der Bedeutung der Logistik im aktuellen Kapitalismus und baut damit auf einem Gastbeitrag auf, den die Genoss_innen bereits im Februar im Lower Class Magazine veröffentlichten.

Landgang für Alle mit Heide Gerstenberger
Warentransport über See im Zeitalter der Globalisierung
Donnerstag, 1. Juni, 19 Uhr, UJZ Korn

Die Kriegskunst des Kapitals mit TOP B3RLIN
Zur Rolle der Logistik bei den Protesten gegen den G20-Gipfel
Mittwoch, 7. Juni, 20 Uhr UJZ Korn